Verliebt ins Weitwandern – Die unbekannte 6-Tageswanderung in den Bergen
Weitwandern liegt im Trend. Doch es muss nicht immer der Pilgerweg nach Santiago de Compostela oder der Pacific Crest Trail sein. In der Schweiz gibt es eine Vielzahl an Weitwanderwegen. Und genau deshalb, wanderte ich mit meinem Freund im Juni 2018 mit einem 16 Kilogramm schweren Rucksack, ganze sechs Tage und über 100 Kilometer auf dem unbekannten Sardona Welterbeweg.
Doch wie kam es dazu? Als Flimserin entdeckte ich eines Tages den Wegweiser Sardona Welterbeweg und machte mich im Internet schlau. Ich hatte bereits einige Mehrtageswandertouren hinter mir und war zwei Mal eine Woche mit dem Zelt in den Bergen unterwegs. Das Weitwanderfieber hatte mich also bereits gepackt. Wie immer vor Mehrtageswanderungen war ich vor der Abreise ziemlich nervös, denn würde ich etwas Wichtiges vergessen, könnte es grosse Konsequenzen haben. Ein Beispiel: ohne Feuerzeug hätte ich für eine Woche kein warmes Essen und würde den Gaskocher sinnlos 100 Kilometer mitschleppen. Deshalb orientiere ich mich seit längerem an meinen geliebten Packlisten. Mit einem prall gefüllten Rucksack ging es am 17. Juni 2018 los! Geplant waren drei Übernachtungen im Zelt und zwei in Hütten.
Der Sardona Welterbeweg
Der Sardona Welterbeweg ist ein Weitwanderweg von über 100 Kilometern durch die östlichen Kantone Glarus, St.Gallen und Graubünden. Die Wanderung startet in Filzbach, Glarus und endet im wunderschönen Flims in Graubünden. Die Route ist in sechs Etappen aufgeteilt und umfasst sechs Wandertage mit Hütten-Übernachtungsmöglichkeiten, welche meist direkt am Weg liegen. Pro Tag beträgt der Aufstieg im Durchschnitt 1200 Höhenmeter. Der höchste Punkt der Wanderung ist mit dem Segnespass kurz vor Flims auf 2600 Meter über Meer auch der letzte Anstieg. Was mich am Sardona Trek besonders fasziniert ist, dass der Weitwanderweg mich direkt in Mitten des Geschehens des UNESCO Weltnaturerbe, der Tektonikarena Sardona, brachte. Denn in keiner anderen Region ist die Entstehung von Gebirge so schön und eindeutig erkennbar. Entlang der weit herum sichtbaren Linie, der Glarner Hauptüberschiebung, schoben sich nämlich 270 Millionen Jahre alte Gesteine über eine Distanz von 35 Kilometern auf nur 40 Millionen Jahre alte Gesteine. Spannend oder? Das wollte ich mit eigenen Augen sehen und zwar sechs Tage lang! Ach ja, und UNSECO Weltnaturerbe gibt es in der Schweiz nur drei!
Etappe 1 – Filzbach bis Murgsee
Strecke: Filzbach bis Murgsee, 13km, 6h, 1581hm+ und 475hm-
In Filzbach angekommen nahmen wir direkt die Bahn nach Habergschwänd und ich fühlte mich direkt wie eine “Bescheisserin”. Da wusste ich auch noch nicht, dass ich die gesparten Höhenmeter durch spontan geplante Umwege wieder einholen würde.
Nachdem wir bei Habergschwänd Bergstation ausgestiegen sind ging der Sardonawelterbeweg nach Links weg und schon bald kam der Talalpsee. Als wäre der See umgeben von Bergen und grünen Wiesen nicht schon schön genug, spielten doch tatsächlich zwei Menschen auf ihrem Alphorn direkt am See. Heimelig und total schweizerisch hörte man den Klang durch das gesamte Tal. Als Asiate wäre ich wohl komplett ausgeflippt. Mit sechs Wanderstunden sollte der erste Tag gemütlich werden und die ersten Höhenmeter hatten ich ja bereits mit der Bahn zurückgelegt. Doch der Anstieg nach dem See ins Bergsturzgebiet war besonders wegen der drückenden Hitze streng. Der Weg führte durch ein steiniges Tal und der letzte Anstieg des Tages war dann auch schnell geschafft. Bei 1984 Meter über Meer auf dem Murgseefurggel konnte ich bereits unser Tagesziel erkennen. Den Murgsee – was für ein majestätischer Anblick! Ich konnte die Murgseehütte sehen und wollte an einem schönen Platz am See zelten. Doch unten angekommen wurden wir von unzähligen Mücken angegriffen. Kein idealer Schlafplatz. Also wanderten wir um den See herum und fanden bei den grossen Steinblöcken am hinteren Seeende einen fast mückenfreien und trockenen Zeltplatz direkt am See.
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